Skull & Bones (Playstation 5, Xbox Series X/S und PC)

Skull & Bones (Playstation 5, Xbox Series X/S und PC)

Kaum ein Spiel hat eine so lange Entwicklungszeit hinter sich wie Skull & Bones. Nach etwas 10 Jahren erfolgte nun endlich der Release. Der Beta blies bereits viel Gegenwind entgegen und CEO Yces Guillemot sorgte mit seinem „Quadruple-A- Spiel“ Sager für Raunen. Was steckt aber nun wirklich hinter dem Piratenabenteuer von Ubisoft? Ihr erfahrt es hier in unserem Test.

Black Flag für Arme?

Nach dem Erfolg von Assassins Creed: Black Flag war für Ubisoft klar, es muss ein eigenes Piratenspiel her. Die AC-Formel gestrichen, ein paar neue Features integriert und das Spiel sollte perfekt sein. Doch denkste… Worum geht es eigentlich?

Nach einer kurzen Einführung, bei der wir in einen Schiffskampf hineinspringen, wird unser Schiff zerstört und wir werden gerade noch rechtzeitig von ein paar Crewmitglieder an Board eines kleinen Rettungsbootes gezogen. Danach müsst ihr mit eurem Boot herumfahren und kleine, und die Rede ist wirklich von „kleine“, Inseln erforschen. Die Landgänge sind kaum der Rede wert und man schippert von A nach B, weiter nach C, wird von Haien angegriffen und lootet Ressourcen am offenen Meer. Der erste Auftrag ist klar: „Sammle dies und das und komme zum Piraten zurück“. Hier fanden wir es spannend, dass wir Sachen suchen sollten, die es eigentlich gar nicht gab. So fuhren wir eine Stunde durch die Gegend und mussten zum wiederholten Mal den Spruch „Schau bei den Leichen nach!“ ertragen. Irgendwann war die Luft draußen, wir fuhren wütend und unerfüllter Dinge zum Piraten zurück und siehe da, plötzlich war die Quest doch geschafft. Vor Freude ein paar Fässer Rum gekippt, machten wir uns auf den Weg zur eigentlichen Pirateninsel Sainte Anne.

Dort startet euer eigentliches Abenteuer und es gilt, euren Rang als Piratenkapitän zu verbessern und auszubauen. Dabei heißt es Aufträge zu erfüllen, wieder von A nach B zu C zu schippern und kräftig Ressourcen zu sammeln. Auf der Insel gibt es jede Menge Händler, Schmiede, Schneidereien etc. Ein Paradies, um euch und euer Schiff kräftig zu verbessern oder kosmetisch zu verändern.

Bei einer Seekarte von 600m2 klingt das ja durchaus vielversprechend. In Summe wiederholt sich leider, bis auf die Kämpfe, das Meiste mit der Zeit. In den kleinen Hafenstädten, Schmugglertreffs und Verstecken erhaltet ihr Missionen. Dabei geht es meistens darum, Schiffe zu versenken, Monster oder anderes Meeresgetier zu jagen und danach die hinterlassenen Ressourcen zu bergen. Dort habt ihr auch die Möglichkeit Smalltalk mit blasslosen NPCs und Händlern zu führen. Richtiges Feeling mag einfach nicht aufkommen, da die Charaktere zwar mit dir reden, man selbst aber stumm ist und nur Textstellen auswählen kann. Ihr könnt an Land weder kämpfen, klettern noch irgendetwas anderes tun, außer kaufen und verkaufen. Hier wurde wohl das größte Potential verschenkt. Die Landgänge sind einfach so irrelevant wie ein alter Tweet. Zwar gibt es eine kleine Story nebenbei, aber hauptsächlich geht es darum, sich vom unerwünschten Stinker zum angesehenen Piraten hochzuarbeiten.

Piraten ho ho!

Bei Skull & Bones handelt es sich um ein Live-Service-MMO – sprich ihr müsst ständig mit dem Internet verbunden sein. Es gibt keine richtigen Story-Kampagnen, sondern das Ziel besteht meistens darin, in PvE-Kämpfen gegen andere Piraten, Meeresungeheuer oder Seefestungen zu bestehen. Anschließend müsst ihr den erbeuteten Plunder einsammeln, um damit euer Schiff zu verbessern. Außerdem dürft ihr diverse Missionen für Piraten-Fraktionen erledigen. Spannend ist hier, dass man beispielsweise in einer Mission im Auftrag von anderen die kompletten Schiffe einer Piratentruppe versenkt, um danach genau von diesen eine Quest entgegenzunehmen, als wäre nichts gewesen. Aber was zählt doch schon außer unsere „Ruhmstufe“.

Ihr könnt Skull & Bones auf alle Fälle allein zocken, lustiger ist es aber sicher mit Freunden im Team. Es ist in Kämpfen einfach leichter sich abzusprechen, um sich Strategien zu überlegen. Habt ihr gerade keinen Kumpel zur Hand, so könnt ihr via Knopfdruck anderen Spielern beitreten. Diesen begegnet ihr ohnehin regelmäßig im Spiel, denn sie sind Teil eures gemeinsamen Abenteuers. Als Auflockerung zwischen den Kämpfen warten … noch mehr Kämpfe … ääähh Passagen, die Plünderungen genannt werden, auf euch. Dabei muss man einige Zeit vor diversen Orten und Siedlungen ausharren und dort gegen Wellen von feindlichen Schiffen sowie gegen Angriffe von Wachtürmen bestehen. Hier ist es möglich, in Intervallen Ressourcen zu grinden, da diese Abschnitte, nach einer kurzen Erholzeit der Ortschaften, einfach erneut gespielt werden können.

Skull & Bones ist ein Spiel, das polarisiert. Einige werden es lieben, andere werden es als Vollpreistitel boykottieren. Vor dem Kauf solltet ihr euch also Folgendem klar sein:

Das Spiel hat keine Story-Kampagnen oder generell fesselnde Handlung, es gibt keine spannenden Erkundungsmissionen/Landgänge wie in AC: Black Flag und ihr könnt keine Boote entern (zumindest nicht in spielerischer Form, sondern nur in Form eines Knopfdruckes). Es ist ein Piratenschiffspiel mit viel Loot- und Herumfahrpassagen. Dazwischen wird dann etwas gekämpft. Zumindest hier müsst ihr geschickt eure Waffen kombinieren und deren Vorteile ausnutzen. Schlachten können auch in Chaos ausarten, wenn beispielsweise zur Fahndung ausgeschriebene Bosse von mehreren Online-Piraten umkreist werden.

K(l)eine Landgänge!

Wie bereits erwähnt, gibt es kaum echte Landgänge. Die meiste Zeit verbringen wir in Sainte-Anne – jenes Örtchen, welches wir gleich zu Beginn erreichten und unser Haupt-Hub ist. Richtig motivierend im Spiel ist sicherlich das Aufrüsten eurer Schiffe, was auch auf besagter Insel möglich ist. Die Frage, die ihr euch stellen solltet ist: Masse statt Klasse oder umgekehrt? Skull & Bones bietet euch eine Vielzahl an verschiedenen Waffen, die sich in Form von Schadenseffekten, Reichweite und Nachladezeiten unterscheiden. Davor müsst ihr aber noch für ein paar Silberlinge den passenden Bauplan besorgen. Für jede Waffe und für jeden Ausbau eurer Schiffe (wie Panzerungen) benötigt ihr Ressourcen, die ihr in der Spielwelt und bei Aufträgen finden werdet. In den Läden gibt es darüber hinaus diverse Items und Lebensmittel, die euch auf euren Ausfahrten dienlich sind. Eine Sache, die ihr nie vergessen solltet, sind Reparatur-Sets. Gerade jene sind zu Beginn nicht gleich oder leicht erschwinglich.

Je besser euer Schiff, desto weiter könnt ihr euch von Sainte-Anne entfernen und andere Außenposten besuchen, die dann als Schnellreisepunkte auf der Karte dienen. Außerdem findet ihr dort Händler anderer Fraktionen, die euch mit speziellen Items und Nebenmissionen versorgen. Hier- und da bekommt ihr auch eine Schatzkarte und dennoch geht es wieder um die Reise von A nach B und das Holen und Bringen von Gegenständen.

Neben den Händlern vor Ort verfügt das Spiel außerdem einen In-Game Shop mit diversen kosmetischen Gegenständen. Dort ist es möglich mit echtem Geld In-Game-Währungspakete zu kaufen und diese gegen verschiedenste Sets einzutauschen. Die Kleidungsstücke sind abwechslungsreich und auch für eure Schiffe sind ein paar coole Pakete dabei. Die Sachen im Shop wechseln stetig, sind aber für das eigentliche Spielen nicht unbedingt notwendig.

Flüssiger Wellengang

Skull & Bones lief, egal wie viel am Bildschirm los war, sehr flüssig. Wir hatten auch nie Probleme einen Server zu finden. Ihr könnt bei den Einstellungen zwischen bester Qualität oder Leistung auswählen. Der Quality Mode liefert solide Grafiken mit 30 Bilder pro Sekunde. Im Leistungsmodus sind sogar 60 fps möglich, ihr müsst aber mit niedriger Auflösung leben. Das Meer und die Inseln sehen großartig aus, während das Charakterdesign oft zu wünschen übriglässt.

Das Gameplay ist sehr einfach zu erlernen, das Inventar und die Menüs sehr gut auf den Controller abgestimmt. Das Schiffsfahren selbst wirkt nicht so flüssig wie in Assassins Creed. Das könnte vor allem daran liegen, dass die Boote noch viel genauer auf Wellen und Gegenwind reagieren. Auf der PS5 wird natürlich bei den Kämpfen die Haptik des PS5 Controllers verwendet. Beim Abfeuern verschiedener Waffen verändern sich deutlich die Widerstände der Trigger.

Skull & Bones liefert euch einen sehr stimmungsvollen Soundtrack und eine passende Effektkulisse. Die Dialoge sind gut vertont, auch auf Deutsch, wiederholen sich aber leider häufig, wobei man selbst stumm bleibt.

Skull & Bones vs. Sea of Thieves

Als Rare-Fans alter Tage darf ein Vergleich mit Sea of Thieves natürlich nicht fehlen. Einerseits sticht einem sofort das unterschiedliche Grafikdesign ins Auge. Während Skull & Bones auf eher düstere und vor allem realistische Züge setzt, ist Sea of Thieves farbenfroh und „albern“. Gerade letzteres hat einen guten Sinn für Humor und nimmt sich nicht zu ernst.

Während jedes Schiff in Sea of Thieves gleich bleibt und nicht geändert werden kann, bietet Skull and Bones den Spielern einen Anreiz, Ressourcen zu finden, um euer Schiff zu verbessern.

Während Ubis Abenteuer hingegen auf Schiff-gegen-Schiff-Kämpfe setzt, punktet Sea of Thieves mit echten First-Person-Kämpfen und Erkundungen am Land. Ihr könnt euch mit eurem Charakter auf eurem Schiff frei bewegen, was in Skull & Bones nicht möglich ist. Es ist möglich euch in Schwertkämpfe zu stürzen oder mit Distanzwaffen zu feuern, von Schiff zu Schiff zu springen und Feinde zu töten. Rares-Piratenspiel bietet viel mehr Actionfeuerwerk und in Bezug auf Erkundung und Kampf wird einem einiges mehr geliefert. Ihr könnt sogar von eurem Schiff springen und zu jedem beliebigen Ziel schwimmen. Auf den Inseln ist es möglich herumzulaufen, nach vergrabenen Schätzen zu suchen, Kopfgelder einzufordern oder in Höhlen versteckte Bosse zu besiegen. Das Game lebt von Schabernack, Action und Spaß.

Das Segeln kann in Skull & Bones dafür herausfordernder und physikalisch authentischer sein. So müsst ihr beispielsweise das Steuerrad bedienen, das Segel öffnen und schließen und sogar euren Anker individuell steuern. Damit ihr auf Feinde zielen könnt, heißt es erst euer eigenes Boot auszurichten, damit die Kanonen in die richtige Richtung zeigen.

Welches Spiel euren Geschmack trifft, muss jeder für sich selbst entscheiden. Einen großen Vorteil hat Skull & Bones, denn es ist auf allen Konsolen erhältlich, während bei Sea of Thieves nur Xbox-Spieler in den Genuss kommen.

FAZIT:

Skull & Bones liefert großartige Seeschlachten in wunderschöner Kulisse! Gerade das klare Meer und die tropischen Inseln laden zum Verweilen ein. Vor allem im Multiplayer könnt ihr so richtig viel Spaß mit dem Titel haben. Dennoch leidet das Game an einem zu monotonen und sich wiederholendem Gameplay, um Spieler länger an den Bildschirm zu fesseln. Hauptsächlich geht es darum Ressourcen zu besorgen, von A nach B zu schippern, um danach sein Schiff aufzuleveln. Die Landgänge sind kaum der Rede wert, gibt es da schlichtweg zu wenig zu tun. Auf der anderen Seite kann man dennoch Freude mit Skull & Bones haben, hier und da ein paar Schiffe versenken und Seemonster besiegen. Leider bleibt der Titel zumeist hinter seinen Erwartungen zurück und schöpft sein riesiges Potenzial einfach nicht richtig aus. Für einen Vollpreistitel wird unserer Meinung nach aktuell zu wenig geboten. Die Richtung stimmt aber, weshalb wir hoffen, dass Entwickler und Fans dem Game weiterhin das Vertrauen aussprechen, denn dann könnte mit Updates sicherlich noch das ein oder andere Feuerwerk auf uns warten. Also schnappt euch ein paar Kumpels und macht euch einen schönen Feierabend auf offener See.

PRO:
Seekämpfe machen Spaß
wunderschöne Welten
viel Lootzeug
Crossplay

CONTRA:
kaum nennenswerte Landgänge
Charaktere mit wenig Tiefgang
sich wiederholende Sprachsamples
sich wiederholendes Gameplay

GRAFIK: 8
SOUND: 9
GAMEPLAY: 6.5
KOOP: 9
UMFANG: 7
SPIELSPASS: 7

GESAMT: 6.5/10


Danke an Ubisoft für die Bereitstellung des Testmusters.

verfasst von „Ulrich“

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Letzte Aktualisierung: 21.02.2024, 16:31 Uhr