God of War Ragnarök (Playstation 5)

God of War Ragnarök (Playstation 5)

Was hat die Menge geschrien, als Sonys hauseigene Studio Santa Monica die Arbeiten am Nachfolger des 2018er God of War Reboots ankündigten. Die Erwartungen waren groß, schließlich heimste der Vorgänger etliche Game of the Year Awards ein – zurecht! Gameplay, Kämpfe, seichte RPG-Mechaniken, Charaktere und vor allem die Story in der nordischen Sphäre sorgten für viel Begeisterung in der Spiele-Szene. Was nun – vier Jahre später – vom Nachfolger Ragnarök zu halten ist, erfahrt ihr in unserer Offtopic-Review zur Playstation 5 Version.

Alte Rechnungen

In God of War (2018) machte sich Kratos mit seinem Sohn Atreus, auf, um die Asche der verstorbenen Mutter und Riesin Faye zu verstreuen. Wie es kommen muss, galt es einigen Widrigkeiten zu trotzen, die weitaus größer waren als ein paar grummelige Bergtrolle. Dass der Vormarsch in Odins Reich nicht überall auf Wohlwollen stieß, rief Baldur, den Sohn Freyas auf den Plan. Nach einem schicksalhaften Kampf kommt es zu einem unveränderlichen Ereignis, welchem sich Kratos und Atreus nun stellen müssen, denn Ragnarök, der Untergang der Götter und der bisherigen Welt, hat begonnen!

Was nun?

Mittlerweile ist es im Norden kalt geworden. Der Fimbulwinter hält nun Einzug, eine erste Erscheinung Ragnaröks. Midgard ist eisüberzogen und gefährlich. Kratos und Atreus suchen Unterschlupf in ihrer Hütte, wohlwissend, dass etwas im Anmarsch ist. So kommt es auch gleich Dicke. Bereits in der ersten Spielstunde macht ihr mit dem bedrohlichen Thor und dem Allvater Odin Bekanntschaft. Dieser versucht euch eindringlich zu vermitteln, dass ihr die nordischen Götter in Ruhe zu lassen habt, wenn ihr mit dem Leben davonkommen wollt. Gleichzeitig will Thor Blutschuld für erlittene Verluste und es kommt zu einem ersten dramatischen Kampf mit Kratos.

Danach geht es erst so richtig los. Die Beziehung zwischen Kratos und Atreus, der immer mehr zum Mann heranreift, hat sich weiterentwickelt und ist höchst dynamisch. Wo der Vater beschützende Worte der Sorge äußert, will „der Junge“ seinen eigenen Weg gehen und der Bevormundung entkommen. Nachdem er Reißaus nimmt, finden die zwei in einem intensiven Moment wieder zusammen. Von dort an braust die Story erst so richtig los. Ihr trefft auf bekannte Gesichter wie Freya, die hilfsbereiten Zwerge Brok und Sindri, aber auch auf neue Weggefährten wie Tyr und Ratatoskr, einem nicht zu unterschätzenden, sprechenden Eichhörnchen.

Ihr dürft diesmal nicht nur bekannte, sondern auch neue Welten bereisen. Ganze neun sind es an der Zahl. Dabei erwarten auch nicht nur völlig unterschiedliche, packende Geschichten, sondern auch ebenso vielseitige Umgebungen, die vor Details nur so überquillen.

Kommt ihr beispielsweise an der Welt der Lichtelfen vorbei, erwarten euch farbenprächtige Türme, riesige Pflanzen und die überall verstreuten, fluoreszierenden Käferchen. Allgemein dürft ihr davon ausgehen, dass jede neue Welt auch neue Mechaniken für Interaktionen mit der Umwelt mit sich bringt. Das funktioniert auch deshalb so gut, weil ihr im Verlaufe der Geschichte nicht nur in die Haut von Kratos schlüpft, sondern auch wechselnde Begleiter auf euren Abenteuern begrüßt. Diese sind ganz individuell ausgestattet, was beim Meistern von Umgebungsrätseln, etwa dem Abbrennen von Ranken, um an verborgene Wege oder Truhen zu gelangen, sehr hilfreich ist. Neben den diversen Wirkungsweisen der Charaktere haben diese auch allerhand Geschichten zu erzählen.

Ihr müsst in God of War Ragnarök darauf gefasst sein, dass euch ein Narrativ in epischem Ausmaß erwartet. Jeder einzelne Charakter, der mehr als nur eine Zeile zu sprechen hat, ist unglaublich fein ausgearbeitet. Entsprechend hervorragend können neben der Hauptgeschichte, die sich bei Geradlinigkeit über elf Kapitel und ca. 20-30 Stunden erstreckt, Nebengeschichten und -aufgaben erlebt werden.

Auch an dieser Stelle möchten wir euch nicht spoilern. Es darf aber verraten werden, dass ihr viel über euren verkopften Begleiter Mimir und seine Vergangenheit erfahren werdet. Ebenso über die Riesen und ihr Verschwinden aus Jötunheim. Nebenbei warten etliche mystische Wesen, Monster und Zwischen-, wie Hauptbosse auf euch. Gerade letzteres war ein Kritikpunkt am Vorgänger, der für die hungrige Anhängerschar nur eine überschaubare Anzahl an ernsthaften Bossen bereithielt.

Neben den Haupt- und Nebenquests werdet ihr auch allerhand Auftrage erfüllen können, natürlich rein optional. Für das Verständnis der Zusammenhänge rund um Ragnarök ist dies aber meist empfehlenswert, allein schon weil euch die Auftraggeber meist mit netten Ausrüstungsteilen belohnen.

Als letzten Punkt zur Story möchten wir an dieser Stelle noch die Präsenz von Magie erwähnen. Atreus wirkt durch seine vorangeschrittenen Riesen-Fähigkeiten mittlerweile deutlich stärker auf die Geschichte ein. Gleichzeitig gibt es etliche magische Relikte und Runen, die eure Ausrüstung verstärken und im Kampf von großem Nutzen sein werden. Das bedeutet aber auch, dass ihr für manche Fähigkeit erst einen gewissen Punkt im Spiel erreichen müsst, was Backtracking unerlässlich macht. Dieses Mittel ist im Vorgänger noch deutlich sparsamer eingesetzt worden und führt hier unweigerlich dazu, dass das Spiel eine sanfte Streckung erfahren hat, was es absolut nicht brauchte.

Gear und Gameplay

Euch erwartet ein sehr vertrautes und doch eindrucksvoll verfeinertes Kampfsystem, sofern ihr God of War (2018) gespielt habt. Ihr werdet erneut ein Ausrüstungsset von Brust, Arm, Beinen und Gürtel ausstatten dürfen. Zusätzlich gibt es das Schild, die Axt Leviathan und die Chaosklingen. Später im Spiel kommt noch eine weitere Waffe dazu, das sei hier aber nicht verraten. Auf die Waffen können leichte und schwere Runenangriffe gemappt werden. Diese erhaltet ihr im Verlauf der Geschichte oder durch das aufmerksame Rätseln und Looten. Weitere Effekte dürfen auf das Schild angewendet werden, sodass es aktive und passive Fertigkeiten spendiert bekommt. Die Ausrüstungsteile des Körpers verfügen über ganz unterschiedliche Fähigkeiten und gewähren einen Setbonus, wenn ihr einer Linie treu bleibt. Darüber hinaus könnt ihr die Montur aufleveln. Das kostet euch mit der Zeit ordentlich Ressourcen, lohnt sich aber, um kraftvoll gegen Gegner austeilen und mit der Story Schritt halten zu können. Im späteren Spielverlauf dürft ihr auch Ausrüstungen transmodifizieren, heißt als die Optik nach eigenem Geschmack zu ändern, obwohl die Effekte beibehalten werden.

Darüber hinaus warten ein magisches Amulett mit Zaubern, Reliquien und Accessoires auf euch. Wozu all das gut ist, findet es selbst heraus, indem ihr fleißig kombiniert! Was ihr umfangreich mit der Ausrüstung treiben könnt, um diese in ihren Werten aufzuwerten, gilt auch für die Waffen und Kampftechniken im Nah- und Fernkampf. Für die Axt braucht ihr eine Frostflamme, die nur sehr rar im Spiel verteilt wird. Für die Chaosklingen braucht es die Chaosflamme. Je mehr ihr hier ins Upgrading geht, desto mächtiger werden eure stählernen Begleiter.

Der Skilltree eurer Gameplay-Sets ist ebenso reichhaltig. Hier sorgt ihr durch erhaltene Erfahrungspunkte, die ihr für Meilensteine, erfüllte Aufträge und vor allem Kills bekommt, für die Freischaltung von Techniken. Egal ob der Axtwurf, ein Wirbelwind oder das Heranziehen von Gegnern mit den Chaosklingen, ihr werdet viel Spaß beim Ausprobieren und Erlernen der diversen Moves haben. Meistert ihr diese besonders oft, werdet ihr sukzessive die Bronze, Silber und Goldherausforderung freischalten. Seid ihr über letztere hinaus, warten für die einzelne Fähigkeit besondere Perks auf euch. Ihr dürft nämlich bei jedem Angriff über zusätzliche Schadens-, Schutz- oder Betäubungs-/Magieeffekte verfügen.

Wem das an Motivation noch nicht reicht, seine Ausrüstungssets auf seine Fähigkeiten, passende Runen und Relikte abzustimmen, der kann auch noch die Rage von Kratos entwickeln, sodass er länger Chaos verbreitet oder sich währenddessen heilt. Obendrein dürft ihr euch auch in Ragnarök im Endgame über die Prüfungen von Muspelheim freuen. Wer den ersten Teil kennt, der weiß genau, dass hier unbarmherzige Herausforderungen darauf warten, von euch gemeistert zu werden.

Sammelbares

Was wäre ein God of War ohne die Integration von diversen Collectibles. Nachdem ihr etliche Verbrauchsgegenstände sammeln müsst, um für alle Setups die richtigen Ressourcen zu haben, warten auch normale Truhen auf euch, die meist die Spielwährung Hacksilber einbringen. Legendäre Truhen schimmern nicht nur herrlich golden, sondern sind meist ebenso gut versteckt. Verschlungene Wege abzulaufen reicht in den seltensten Fällen, damit ihr am Ende von der Truhe mit tollen Runen oder Ausrüstungsteilen belohnt werdet. Darüber hinaus warten in regelmäßigen Abständen die bekannt-gefürchteten Nornentruhen. Diese sind die größte Herausforderung, was Rätsel, Koordination, Motorik und Timing angehen. Bei manchen von ihnen müsst ihr drei Runenbehälter finden, sie teilweise freilegen und entzünden, zerstören oder als Glocke anstoßen. In letzterem Falle sorgt nur das schnelle Auslösen aller drei Glocken für die Freischaltung der heiligen Truhe. Zur Belohnung gibt es Idunn-Äpfel oder Blutmet Hörner, die ab einer gewissen Anzahl eure Lebens- oder Rage-Leiste vergrößern.

Das reicht Santa Monica natürlich nicht. Also warten erneut Odins grün funkelnde Raben auf euch. Ihr dürft 48 an der Zahl suchen und sie mit eurer Axt nach Nilfheim zum Rabenbaum schicken. Habt ihr alle erledigt, gibt es ein fantastische Gear-Set als Belohnung.

Artefakt-Sets, die ihr in den Welten finden könnt, sind von geringerer Bedeutung, erzählen aber trotzdem kleinere Geschichtsfetzen. Analog die Bücher und Gedichte, die ihr finden könnt. Gerade am Anfang wären da einige Gedichte zu entdecken.

Mit der Zeit füllt sich auch euer Notizbuch, dass ihr stets dabeihaben solltet. Neben einem Bestinarium gibt es Informationen zu aktuellen Aufträgen oder Personen, mit denen ihr Bekanntschaft gemacht habt. Gleichzeitig wird der Fortschritt für Forschungs-, Quest- und Killaufträgen verzeichnet. Gönnt euch also ab und zu einen prüfenden Blick!

Design & Background

Performance & Polishing

Ragnarök verwöhnt euch nicht nur mit zwei Auswahlmöglichkeiten für einen Grafik- oder Performancemodus, sondern mit vier. Ihr dürft frei wählen, worauf es euch ankommt. Ob Bildwiederholung, Geschwindigkeit oder andere Faktoren. 4K, 120Hz und 60 Fps werden euch also ohne Probleme angeboten, wenn ihr das wollt.

Daneben ist festzustellen, dass sich die Ladezeiten äußerst im Rahmen halten. Beim Weltenwechsel über die magischen Tore oder das Quetschen durch Felsspalten wird Rechenzeit gekonnt kaschiert. So wirklich kommt aber auch da nie Langeweile auf, da ihr jederzeit bestens unterhalten und von den Charakteren mit Erzählungen und spannenden Dialogen begleitet werdet.

Es waren in unserem Testlauf von etlichen Stunden nur äußerst wenige Fehler zu entdecken. Dazu zählen etwa das Auslösen einer Interaktion durch zu schnelles Drücken der Viereck-Taste oder Popins durch extrem hektische Bewegungen. Sonst sind uns mit dem Day-One-Patch keinerlei Bugs oder gar Freezes untergekommen. Insgesamt präsentiert sich das Spiel außerordentlich gut poliert. Hier kann reinen Gewissens davon gesprochen werden, dass God of War den Goldstatus erreicht hat, als „gone gold“ nach den Releaseverschiebungen vermeldet wurde – gut gemacht Sony!

Die Dualsense Integration ist natürlich auch in diesem Playstation-Exklusive erfolgt. Doch über komplett verblüffende Effekte dürft ihr euch nicht freuen. Das Kämpfen, mühsame Rudern oder Klettern spürt ihr aber trotzdem. Man muss es aber auch nicht mit jedem Effekt übertreiben.

Gotteswürdiger Sound

Was grandios aussieht, sollte natürlich auch ebenso klingen! Gleiches haben sich wohl auch die Jungs und Mädels von Santa Monica gedacht und darum keine Kosten und Mühen gescheut, euch wieder einmal mit einer markerschütternden Synchronisation zu verwöhnen. Was Christopher Judge da abliefert, ist großes Videospiele-Kino. Ebenso die übrigen Charaktere sind mit Tiefe und Emotion vertont worden. Gleiches gilt für die deutsche Synchronisation. Hier profitieren Spieler von der bemerkenswerten deutschen Synchro-Industrie. Was die Sounds und Musikbeiträge betrifft, musste niemand dem Studio aushelfen. Bear McCreary, der hier hauptverantwortlich zeichnet, liefert einen brachialen, Bass lastigen Soundtrack ab, der wieder auf ein ganzes Orchester, gänsehauterzeugende Chöre, aber auch Folklore uvm. setzt. Man hat sich zudem professionelle Unterstützung von Hozier gesucht. Dieser steuert den Hauptsoundtrack für God of War Ragnarök in Form des mystisch-kraftvollen „Blood Upon the Snow“ bei.

Die richtige Balance

Was sich Sony seit einigen Jahren, besonders für seine Exklusivtitel, auf die Fahne geschrieben hat, ist Barrierefreiheit! Sony Spiele sollen für jeden Spieler des entsprechenden Mindestalters sein. Dazu gehört auch, dass Einschränkungen durch Spielhilfen ausgeglichen werden müssen. Neben einem umfangreichen Grafik- und Farbsetup für visuell eingeschränkte Personen dürft ihr auch Gameplay-Hilfen, reduzierte Schwierigkeitsgrade, Checkpoints in Bosskämpfen oder diverse Markierungen aktivieren. Das hilft dem Spielgenuss enorm, weil es die Zugänglichkeit an die Spielerbedürfnisse angleicht. Dass das trotz der wirklich reichhaltigen Auswahlmöglichkeiten nicht immer bis ins Kleinste funktioniert, zeigen die immer wieder anspruchsvollen (Zwischen-) Bosskämpfe. Auch auf leichtestem Schwierigkeitsgrad „Story“ werdet ihr bei fehlender Achtsamkeit und Varianz eurer Angriffsmuster das Zeitliche Segnen können. Das Spiel ist also trotz seiner Barrierefreiheit kein Selbstläufer, hier und da aber darum auch nicht ganz perfekt ausbalanciert.

FAZIT:

God of War Ragnarök ist markerschütternd! Das gesamte Jahr 2022 haben wir auf einen Blockbuster wie diesen gewartet, der so ganzheitlich für Spielspaß sorgt. Ein intensivst verfeinertes Gameplay, eine angemessene Rollenspiel-Mechanik sowie Haupt- und Nebengeschichten, die an Tiefe, Emotionalität und Überraschung ihresgleichen suchen, sorgen für einen uneingeschränkten Hit-Titel! God of War Ragnarök ist erzählerisch, vom Game- und Charakterdesign, den anspruchsvollen Rätseln und dem unverwechselbaren Soundtrack ein Meisterwerk! Dass Studio Santa Monica längst im Olymp der Spieleindustrie angekommen ist, zeigen die tadellose Performance, die messerscharfe Grafik mit all ihren Performance-Modi und das süchtig machende Gameplay eindrucksvoll auf! Wer also 30-50 Stunden Zeit übrig hat, der sollte schleunigst die Axt in die Hand nehmen und sich Ragnarök stellen!

Gafrik 10
Sound 10
Story 10
Gameplay 10
Leveldesign 9.5
Balance 9.5
Performance 10

GESAMT 10

PRO:
Bemerkenswertes Story-Telling
Charaktere mit heftiger Tiefe
Nebenaufträge von Belang
Genial-verfeinertes Gameplay
Sinnvolles Upgrade- und Gear-System
Verschiebungen des Release für Polishing & QA
Maßgeschneiderter, grandioser Soundtrack
Große Erkundungsfreiheit in den Welten

CONTRA:
Backtrackingelemente
Dichtheit von Neben- zu Hauptaufgaben

Danke an Sony Playstation für die Bereitstellung des Testmusters.

verfasst von „ Maik“

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Letzte Aktualisierung: 01.12.2022, 21:21 Uhr